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Warum ich an die Reinkarnation glaube

Bevor Du diese Geschichte liest, möchte ich Dir noch mitgeben, dass ich mit Esoterik und all dem komischen Zeugs nichts am Hut habe. Auch hat diese Geschichte aus meiner Sicht nichts mit Schamanismus oder anderer Zauberei zu tun. Aber das Erlebte war mir so in die Knochen gefahren, dass ich es einfach irgendwo aufschreiben musste. Und seither glaube ich daran, dass wir diese Kugel womöglich mehrmals besuchen.

Oktober 1998

Ich hatte das Glück, dass ich in den Jahren 1998 und 1999 jeweils einen Monat Ferien alleine in West-Kanada verbringen durfte. Grundsätzlich verliefen die Ferien im Jahr 1998 nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Beruflich hatte ich sehr viel zu tun, und plante daher meine Ferien schlecht. So fuhr ich dann ein wenig planlos im Westen von Kanada umher. Ein Kanadier brachte es auf den Punkt: Er hat viel gesehen, und doch nichts gesehen. Aber ein eindrückliches Erlebnis hatte ich dennoch. Den Anfang nahm es im Oktober 1998. Die Fortsetzung folgte dann im Oktober 1999. Aber alles der Reihe nach.

Im Oktober 1998 nahm ich mir vor, von Prince George nach Prince Rupert - beides in British Columbia - zu fahren. Eigentlich recht einfach, wenn man die Strassenkarte anschaut. Und distanzmässig an einem Tag zu fahren. So dachte ich mir. Doch mehr dazu etwas später. So checkte ich am Morgen im Motel aus, und nahm den Highway 16, respektive den Yellowhead Highway, wie er auch genannt wird, unter die Räder Richtung Prince Rupert. Anfangs dachte ich mir nichts dabei und genoss die Fahrt. Ich amüsierte mich sogar noch dabei, wie ich frühzeitig eine Radarfalle entdeckte, und problemlos an ihr vorbei fuhr. Entdeckt hatte ich sie, als ich weit vorne im Wald immer wieder etwas aufblitzen sah. Ich dachte mir dabei, dass dort etwas steht, das dort nicht stehen sollte. Also etwas weniger Gas. Und prompt war es eine sogenannte Speed Trap. Hatten die Jungs von „Freund und Fallensteller‟ ihre Speed-Gun auf einem brandneuen, verchromten, Stativ montiert, das immer in der Sonne blitzte wenn sie es bewegten. Und so fuhr ich weiter.

Doch plötzlich war mir nicht mehr wohl auf meiner Fahrt. Unverhofft kriegte ich es mit der Angst zu tun. Es war nicht die Angst, die man kriegt, wenn man etwas falsches gemacht hat. Es war auch nicht die Angst vor einer Person, oder dem alleine diese Strecke zu fahren. Nein, eine andere. Das Gefühl war, dass ich mich nicht mehr getraute weiter zu fahren. Irgend etwas blockierte mich, weiter zu fahren, und ich hatte das Gefühl, dass ich schon einmal in diesem Gebiet war, und da irgend etwas schlimmes geschah. Dabei war ich an diesem Tag das erste mal in dieser Gegend. Aber irgend etwas sagte mir: „Fahr nicht weiter, kehr um!‟

Ich verstand das ganze nicht. Wieso das plötzlich? Wie angeworfen. Bis dahin hatte ich nie Angst, wenn ich unterwegs war. Ja, man macht sich schon Gedanken wie: Kommt das wohl gut, oder reicht der Treibstoff und hält der Wagen. Aber Angst, nein sicher nicht. In der nächsten Ortschaft ass ich etwas zu Mittag. Die Kellnerin dachte wohl, was ich für einen komischen Kauz sei. Nach dem Essen wendete ich meinen Wagen und fuhr wieder zurück nach Prince George. Die schauten nicht schlecht, als ich am Abend wieder da stand und im Motel eincheckte. Mit ein paar Whiskeys konnte ich mich wieder beruhigen.

Eine Woche später wollte ich es nochmals wissen. Nach dem Motto: „Augen zu und durch!‟ fuhr ich los. Ausser einem Tankstop fuhr ich die ganze Strecke durch. Nein, nicht ganz. Da es langsam gegen den Abend zu ging, überlegte ich, ob ich unterwegs in einem Motel übernachten soll. Um den Rest der Strecke am anderen Morgen zu fahren. Doch als ich in Terrace mit dem Auto vor dem Motel stand, überkam mich wieder diese Angst. So fuhr ich weiter nach Prince Rupert und checkte dort in einem Hotel ein. Am nächsten Morgen las ich in der Zeitung, dass in dem Motel, in dem ich zuerst übernachten wollte, jemand ermordet wurde.

Ich erlebte eine gute Zeit rund um Prince Rupert. Auf dem Rückweg nach Prince George nahm ich ein Pärchen mit, die Autostopp machten. Sie waren überrascht, dass man diese Strecke so schnell zurück legen kann.
Tja, wenn die wüssten.

Oktober 1999

Im Oktober 1999 bereiste ich wieder West-Kanada. Doch diesmal hatte ich konkrete Ziele. Ich mietete einen sogenannten Truck-Camper. Will heissen, einen Ford Pickup Truck mit Wohnaufbau auf der Pritsche. Und vorne brummelte eine V-10 Maschine mit 7.5 Liter Hubraum. Geiles Ding, nur soff es, egal wie man fuhr, so um die 20 Liter Benzin auf 100 km.

Ich fuhr damit den Alaska Highway hoch. Aber nur bis zur Grenze nach Alaska. Denn ich hatte kein Visum für Amerika, und mit diesem Typen an der Grenze mochte ich nicht diskutieren. So wendete ich dann in Beaver Creek - dort heisst fast jedes Nest so - und nahm den Alaska Highway in umgekehrter Richtung unter die Räder. Aber nur bis Watson Lake. Danach nahm ich den Steward Cassier Highway. Ja, dieser Highway war ein Abenteuer für sich. Nun, am Ende dieses Highways landet man wieder auf dem Yellowhead Highway. Also genau wieder zwischen Prince Rupert und Prince George. Das war mir bewusst. Und irgendwie kriegte mein Truck Flügel, als ich wieder auf der Strasse zwischen den beiden Prinzen war. Ich fuhr durch, bis ich weit weg genug von dieser Gegend war, und mich in einem Motelzimmer wieder beruhigen konnte.

Ich war etwas müde von der täglichen Fahrerei, und entschloss mich, ein paar Ruhetage einzuschalten, bevor es dann wieder zurück nach Vancouver und mit dem Flieger zurück in die Schweiz ging. Auf der Strassenkarte entdeckte ich einen Campground, der zwar nahe einer Hauptstrasse, aber auch gut versteckt war. Das war genau das, was ich jetzt brauchte. In einem Shoppingcenter und im Liquor Store deckte ich mich mit allem nötigen ein, und machte mich auf die Suche nach dem Campground. Den ich dann auch irgendwie fand. Es war ein riesiges Gelände direkt an einem See. Als ich ankam standen nur zwei Pickup Trucks dort. So konnten wir uns wenigstens nicht auf die Füsse treten.

Ich genoss die Ruhe und den Frieden. Auch machte ich viele Spaziergänge in der Natur. Aber ich musste immer wieder an das Gebiet zwischen den beiden Prinzen denken. Es ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Und ich konnte noch immer nicht verstehen, wieso ich es da plötzlich mit der Angst zu tun kriegte. Es machte für mich keinen Sinn. Denn auf dem Alaska Highway gab es auch Gefahren. Die Strasse war manchmal vereist, einmal ging mir fast das Benzin aus, immer um fremde Leute herum und draussen in der Natur bei Bär und Wolf. Sowie Rotwild, das immer im dümmsten Moment über die Strasse rannte. Aber nichts. Bis ich wieder runter auf den Yellowhead Highway kam. Da kam das Gefühl wieder.

Doch plötzlich in einer Nacht kam für mich persönlich die Antwort auf meine Fragen.
Im Traum stand ich vor meinem Treck Wagon, einer, wie man sie in den Westernfilmen sieht. Es musste so um die Gold Rush Zeit gewesen sein. Ich schritt dem Wagen entlang nach vorne. Als ich am Ende des Wagens ankam, galoppierte ein Indianer auf seinem Pony auf mich zu, und schleuderte seinen Speer in meine Brust.

Darauf erwachte ich tropfnass voller Schweiss in meinem Bett, und ich brauchte einen Moment um mich zu erholen. Anfangs machte für mich das ganze keinen Sinn, und ich dachte, der Traum lag wohl am letzten Whiskey. Doch als ich am nächsten Morgen auf einem Spaziergang das ganze noch einmal Revue passieren liess, hatte ich die Antwort gefunden.

Wenn nicht in diesem Leben, musste ich in einem früheren Leben bereits einmal in dieser Gegend gewesen sein. Und dass ich es dermassen mit der Angst zu tun kriegte, sagt mir, dass damals etwas schreckliches geschehen ist. Und der Traum war die Antwort dazu.

Jetzt habe ich den Eindruck, dass ich dieses Erlebnis endlich verarbeitet habe. Denn ich fühle mich irgendwie freier. So, als wäre etwas von mir gegangen, das mich bedrückte.

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