Hundische Weihnachten
Es ist der 27. Dezember 2017. In der Nacht hat es kräftig geschneit. Rund 30 cm hoch liegt hier die Schneedecke. Märku stapft durch den Schnee und kommt bald zur Waldlichtung, wo er regelmässig mit seiner Labrador-Dame Nora spielt. Nora ist natürlich wieder auf ihrer privaten Runde. Es könnte ja beim Brätliplatz noch etwas fressbares haben. Jetzt reisst ihn ein Lachen aus seinen Gedanken. Und er hört, wie ein Mann ruft: „Rex, hör auf, nein, nicht!‟ Nach ein paar Schritten sieht er, was der Mann für ein Problem hat. Er kniet im Schnee, und ein Schäferhund springt ihn immer wieder freudig an. Auch leckt er ihm das Gesicht. Märku muss direkt laut heraus Lachen. Er fragt: „Werner, benötigst Du Hilfe?‟ Der angesprochene antwortet: „Ja, da hast Du mir wieder etwas tolles angerichtet mit diesem Biest da!‟ „Komm, ich helfe Dir auf die Beine‟. Märku geht zum Werner und hilft ihm auf die Beine. Gemeinsam putzen sie den Schnee von Werners Kleider. Mittlerweile ist auch Nora auf dem Platz erschienen, wo sie vom Rex freudig empfangen wird. Auch diese zwei verstehen sich glänzend, was für ihre Zukunft wichtig ist. Denn sie werden hier noch oft zusammen spielen.Wie es dazu kam
Märku arbeitet seit einem Jahr in einem Betrieb der Schweizer Armee. Bis jetzt schaute auf dem Areal ein Belgischer Schäferhund namens Rex nachts und am Wochenende für Ordnung und Sicherheit. Werner, ein Arbeitskollege von Märku kümmerte sich die ganze Zeit um den Rex. Er wurde in entsprechenden Kursen von der Armee zum Diensthunde-Führer und -Trainer ausgebildet. Und ist somit kompetent genug, mit einem Wachhund umzugehen. Diese Aufgabe führt er mit Herzblut aus. Denn der Rex ist sein ein und alles.Doch wie es im Leben so ist, wurde Werner im September pensioniert. Und verlor somit die Aufgabe, zum Rex zu schauen. Da Märku ein Hundebesitzer ist, wurde diese Aufgabe einfach ihm übertragen. Einerseits nahm er diese Aufgabe gerne an. Andererseits, Erfahrungen mit Wach- und Polizei-Hunden hat er keine. Was ist, wenn der Rex mal durchdreht? Wohl war ihm nicht dabei. Aber er kann ja das arme Tier auch nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Und so löst er die Aufgabe aufgrund von drei Grundsätzen: Selbstvertrauen, Liebe und Geduld.
Es ging nicht lange, und die beiden waren die besten Freunden. Doch beim Spielen merkte Märku schnell einmal, dass er da mit etwas anderem als mit seiner Nora spielt. Kraft und Schnelligkeit sind im Übermass vorhanden. Und so holt er sich oft einen blutenden Finger, weil er jeweils nicht gewillt war, das Spielzeug früh genug loszulassen. Mein Fehler, dachte er jeweils. Du weisst ja, mit was für einer Kampfmaschine du da spielst. Und lass los, wenn Du Zähne spürst. Bloss, bei diesem Biest geht alles so verdammt schnell.
Nach Feierabend muss Märku jeweils noch den Rex versorgen. Also Futter und Wasser geben, und ihn aus dem Zwinger lassen, wenn alle Mitarbeiter das Areal verlassen hatten. Und danach den Zwinger Reinigen. Dem Märku wurde das abendliche Warten bald einmal zu blöd. Hier musste er den Rex versorgen, und zu Hause wartet noch die Nora, die auch noch Ansprüche hat. Irgendwann kam er auf die Idee, zuerst nach Hause zu fahren, um die Nora zu holen. So kann er zwei Hunde auf einmal versorgen. Nora hat ihren Spaziergang, und der Rex ist dann auch versorgt. Nur, wie werden sich die beiden verstehen?
Heute muss es getestet werden. Märku fährt mit dem Fahrrad am Feierabend schnell nach Hause und holt dort die Nora ab. Zu Fuss gehen sie wieder zurück zum Armee-Areal. Langsam geht nun Märku auf den Zwinger zu. Nora hält er an der kurzen Leine. Mal schauen, ob die sich gleich anknurren, oder was da geschieht. Rex liegt am Boden, und kaut auf einem Spielzeug herum. Nora beäugt den Zwinger mit gemischten Gefühlen. So, als wollte sie sagen: „Hier bringst Du mich nicht rein. Ich habe eine Zwinger-Phobie!‟ Rex hebt den Kopf und schaut den Märku an, als wollte er sagen: „Na, kommst Du auch schon?‟. Märku schaut zur Nora hinunter, und wieder zum Rex. Beide Hunde schauen einander lange an. Rex kommt ans Gitter und will sich die Situation nun genauer anschauen. Etwas aufgeregt löst Märku nun Noras Leine vom Halsband. Nora weicht ein paar Schritte zurück, und legt sich so auf den Boden, dass sie jeden Moment aufspringen und davonrennen kann. Märku öffnet vorsichtig die Türe des Zwingers. Er rechnet damit, dass der Rex nun wie eine Furie auf Nora losrennt, und das wäre es dann gewesen. Doch nichts geschah. Die beiden Hunde beobachten sich noch immer. Wie lautet noch einer der drei Grundsätze? Richtig, Selbstvertrauen! Und das braucht es jetzt.
Wie jeden Abend geht Märku in den Zwinger zum Rex hinein und begrüsst ihn. Er streichelt ihn am Hals, krault ihm den Rücken und gibt ihm erstmals ein Goodely. Doch Rex schaut den Märku an, als wollte er fragen: „Hey, was hast Du da mitgebracht?‟. Er sagt zu ihm: „Hey, Rex, das ist die Nora. Geh, und sag ihr Hallo!‟. Jetzt scheint der Bann gebrochen zu sein. Beide Hunde gehen auf einander zu und beschnuppern sich gegenseitig. Rex zeigt der Nora aber bald einmal, dass er hier der Chef ist. Auch Nora muss dem Rex seine Grenzen aufzeigen. Denn auch Dominanz hat irgendwo seine Grenzen. Doch bald hat sich das ganze beruhigt. Nora schnüffelt am Zwinger-Gitter, und Rex kommt wieder zum Märku. Denn er weiss, dass er nun sein Abendessen kriegt. Märku streichelt den Rex am Hals und sagt: „Hey Junge, wie gefällt Dir Deine neuen Freundin? Ab jetzt kommen wir immer zusammen vorbei, gell!‟
Ab diesem Tag kommt Märku immer mit der Nora zum Rex. Auch am Wochenende oder an Feiertagen. Und bald hat Rex der Nora das ganze Areal gezeigt. Während der Arbeitszeit hatte Märku oft das Gefühl, wenn er am Zwinger vorbei ging, als wollte ihm Rex sagen: „Märku, geh die Nora holen, ich habe lange Zeit.‟ Doch er musste ja arbeiten. Ja, das Tier tat ihm leid. Den ganzen Tag alleine im Zwinger, und Nachts auch alleine in diesem grossen Areal. Das ist doch kein Hundeleben. Aber was soll er denn nur machen?
Kürzlich traf Märku Judith, die Frau vom Werner. Als er sich nach dem Wohlbefinden vom Werner erkundete antwortete sie nur: „Ja, der Rex fehlt ihm halt. Aber du schaust ja gut zu ihm.‟ Das war wieder etwas, das den Märku beschäftigte. Zwar ging der Werner täglich mit der Nora spazieren. Aber das ist halt auch nicht das gleiche, wenn man ein geliebtes Tier plötzlich verliert. Man weiss, dass es noch lebt, aber Kontakt zu ihm darf man keinen mehr haben.
Doch plötzlich scheint es eine Lösung zu geben. Denn heute Morgen, als Märku auf dem Weg zum Pausenraum am Anschlagbrett vorbei kommt, sieht er einen Anschlag mit einer Foto vom Rex darauf. Er liest den Text auf dem Anschlag, packt das Blatt mit der rechten Hand und reisst es vom Anschlagbrett. Mehr zu sich selber murmelt er: „Das lösen wir doch locker. Und ich weiss auch schon wie.‟ Er faltet das Blatt und steckt es in die Brusttasche seiner Jacke.
Im Pausenraum sagt er zu seinem Vorgesetzten: „Hey Ädu, ich komme nach der Pause etwas später zur Arbeit. Muss da in der Teppichetage noch etwas mischeln!‟ Märku lässt einen Kaffee aus dem Automaten, während Ädu ihn fragt: „Ja, was zum Donner willst denn Du dort oben? Hat Dich der Rex gebissen?‟ „Nein, aber um den geht es, und ich habe die Lösung, So einfach.‟ Märku setzt sich hin, reicht dem Ädu den Zettel vom Anschlagbrett, und packt sein Sandwich aus. Ädu liest den Text auf dem Zettel laut vor: „Liebe Arbeitskollegen, seit rund 5 Jahren bewache ich Euch in der Nacht und jedes Wochenende, was ich immer mit Freude und Engagement getan habe. Da nun aber ab nächstem Jahr das ganze Sicherheitskonzept neu aufgebaut wird, werde ich hier nicht mehr benötigt. Jetzt meine Bitte: Falls jemand von Euch für mich ein Plätzchen hat, und mich bei sich aufnehmen möchte, wäre mir sehr geholfen. Andernfalls werden sie mich in ein Tierheim oder so ähnlich abschieben. Ehm, du hast ja schon einen Hund…„ „Ja, aber der Rex kommt nicht zu mir, der geht zum Werner. Der arme Bursche wird mir sonst noch krank vor lauter Sehnsucht nach dem Rex. Aber das bleibt unter uns, Gell! Denn denen da oben erzähle ich nämlich etwas anderes.‟
Nach der Pause nimmt Märku den Zettel vom Anschlagbrett, steht auf, wirft den Abfall in den Abfalleimer, und macht sich auf den Weg zur Direktionsetage. Und schon sitzt er im Büro der entsprechenden Person, Frau Krummenacher, gegenüber. Er zeigt ihr den Zettel, und meint, dass er da eine Lösung habe, die für alle dienlich ist. Und die sieht folgendermassen aus: „Der Rex hat sich mittlerweile an mich gewöhnt, und mag mich. Und da ist es doch nichts als logisch, dass der Rex zu mir kommt.‟ Frau Krummenacher entgegnet: „Aber Sie haben ja bereits einen Hund.‟ „Ja, richtig, aber der ist den ganzen Tag alleine in der Wohnung. Und da wäre es doch besser, wenn die zu zweit währen. So hätten sie wenigstens untereinander sozialen Kontakt.‟ Und fast etwas beschämt fügt er bei: „Die beiden kennen sich bereits… ‟ Denn es wäre verboten gewesen, einen fremden Hund auf das Armeegelände zu bringen. Frau Krummenacher sagt etwas streng: „So? Aber Herr Müller, Sie wissen doch…‟ „Ja, ich weiss, sorry.‟ Fällt ihr Märku ins Wort.
Frau Krummenacher schnappt sich nun ein Plastikmäppli von ihrem Schreibtisch, das diverse Dokumente enthält. Nimmt ein Blatt heraus und sagt dann: „Ihnen ist sicher bewusst, was für eine Verantwortung Sie da auf sich nehmen. Denn der Rex ist nicht nur irgend so ein Schosshund, sondern ein voll ausgebildeter Wachhund. Und ehm, am 22. Dezember 2017 muss der Zwinger geräumt sein. Können Sie sich so schnell auf einen zweiten Hund einrichten?‟ „Für den Rex tue ich alles was möglich ist.‟ „Und bitte, informieren Sie sich, ob Sie nicht noch eine spezielle Ausbildung benötigen, um den Rex behalten zu können.‟ „Ja, mache ich‟ verspricht Märku. Insgeheim denkt er, dass der Werner diese Kurse ja alle schon besucht hat, aber das braucht diese Dame ja nicht zu wissen. Den Werner darf er hier nicht erwähnen. Denn die beiden sind nicht gut aufeinander zu sprechen, und es hätte mit seinem Vorhaben sicherlich nicht gklappt.
Frau Krummenacher blättert noch etwas in den Dokumenten vom Plastikmäppli. Märku kommt es vor, als wollte sie noch etwas Zeit gewinnen, um ihre definitive Entscheidung zu fällen. Jetzt gibt sie sich einen Ruck und sagt dann zu Märku: „Also, der Rex kommt zu Ihnen. Ich werde die Papiere vorbereiten. Sie müssen mir aber eine Vereinbarung unterschreiben, dass wir für zukünftige Vorkommnisse mit dem Rex nicht mehr verantwortlich gemacht werden können. Kommen Sie Morgen um 10.00 Uhr nochmals vorbei! Ich werde alles vorbereiten.‟ „OK, vielen Dank Frau Krummenacher. Dann Morgen um zehn Uhr.‟ Märku steht erleichtert auf, reicht der Dame die Hand und verabschiedet sich.
Als er am Zwinger vorbei kommt, kann er es nicht lassen, rasch zum Rex hinein zu gehen, ihn am Hals zu kraulen und ihm zu sagen: ‟So, Du alter Pensionär, noch etwas Geduld, es kommt alles gut!‟ Rex schaut ihn verständnislos an und fragt sich wohl: „Was ist denn in den gefahren?‟ Märku geht zurück zur Arbeit, und verkündet Ädu seinen Erfolg. Ädu gratuliert ihm und meint dann: „Ja, der Rex gehört schon zum Werner. Die zwei gehören einfach zusammen.‟
Die restlichen Tagen bis zum 22. Dezember 2017 verflogen irgendwie rasch, aber doch konnte es der Märku nicht erwarten, bis er den Rex endlich mit nach Hause nehmen konnte. In den letzten Tagen hat sich da irgend so eine Security-Truppe eingerichtet. Und da die ihre eigenen Hunde haben, muss der Rex das Feld räumen.
Und endlich ist er da, der 22. Dezember. An seinem Arbeitsplatz hat der Märku nicht mehr viel zu tun. So kann er sich nach der Mittagspause an die Räumung des Zwingers machen. Rex schaut recht erstaunt, als Märku plötzlich mit einem Auto vorfährt. Es gibt auch einiges abzutransportieren. Wie Futter, das neue Hundebett, und sonst noch allerlei Kleinkram.
Märku beigt alles in seinen Wagen, lässt aber die Fläche frei für den Rex, auf der sich normalerweise Nora aufhält. Wobei jetzt das nächste Frage auftaucht. Wie verhält sich Rex beim Autofahren? Denn viel durfte er bis anhin in seinem Leben noch nicht in Autos mitfahren. Als alles eingeladen, und der Zwinger grob gereinigt ist, legt Märku dem Rex die Leine an. Auch das ist sich Rex nicht gewohnt. Durfte er doch hier im Areal immer frei herumlaufen. Ja klar, an der Leine gehen gehörte auch mal zu seiner Grundausbildung. Ja, lang ist’s her. Aber dennoch führt ihn nun der Märku zum Auto, hebt ihn hoch und in den Wagen. Ja, so ein OFF-Roader ist halt hoch gebaut. Märku befestigt eine andere Leine am Halsband vom Rex, die verhindert, dass der Rex im Auto herumrennen kann. Mit der rechten Hand streicht er dem Rex über den Kopf und sagt: „So Junge. Jetzt geht es erstmals zur Nora. Und am Sonntag spielen wir dann ein wenig Christkind. Und das wird lustig.‟
Märku schliesst die Heckklappe und steigt ins Auto. Er startet den Motor und fährt los. Rex steht noch auf seinem Platz, und überlegt wohl, was er nun machen soll. Aber bald legt er sich hin und schaut interessiert zum Fenster hinaus. Schon nach kurzer Fahrt sind sie bei Märku zu Hause angelangt. Er parkiert den Wagen in der Einstellhalle, stellt den Motor ab, steigt aus und geht nach hinten zum Rex. Hebt ihn aus dem Auto und zusammen marschieren sie Richtung Treppenhaus. Er zieht es vor, die Treppe hoch zu gehen. Denn so kann er eventuellen Begegnungen mit anderen Hunden besser ausweichen, was im Lift nicht möglich ist. Für Rex ist das natürlich eine komplett neue Welt. Überall schnuppert er herum. Und am interessantesten wird es, als sie bei der Wohnung von Märku ankommen. Denn hier riecht alles nach Nora, die er bestens kennt.
Märku öffnet die Wohnungstüre, tritt in die Wohnung, und schon will der Rex zur Nora hin losrennen. Fast hätte es den Märku überschlagen. Denn er hat den Zug an der Leine so nicht erwartet. Er löst den Rex von der Leine, und die beiden Hunde begrüssen sich nun freudig, wobei der eine und andere Gegenstand in der Wohnung nicht mehr auf seinem Platz stehen bleibt, und Märku danach noch etwas aufzuräumen hat. Doch bald kehrt Ruhe ein. Rex hat inzwischen auch den Napf mit Wasser gefunden und löscht seinen Durst. Märku nimmt das zum Anlass, dass er es nun verdient hat, nimmt ein Bier aus dem Kühlschrank und setzt sich auf das Sofa. Nora setzt sich zu ihm. Und Rex denkt wohl, was die darf, darf ich auch, und setzt sich ebenfalls auf das Sofa. Jetzt denkt Märku: „So schnell geht es, und du hast eine Hand zu wenig. Zwei Hunde streicheln und gleichzeitig ein Bier trinken geht nicht so gut…‟
Heiligabend
Am Morgen machte Märku mit den beiden Hunden einen ausgiebigen Spaziergang. Mit dem Rex ging es recht gut. Er hielt sich zur Hauptsache an Nora, die ihm ihre Plätzchen zeigte, an denen sie oft etwas zu Fressen findet. Auch das Abrufen klappte bestens. Ja, die beiden Hunde sind ein tolles Paar.Mit einem Vorwand, er müsse noch rasch bei ihnen vorbeikommen, hat Märku mit Judith einen Termin auf 18:00 Uhr abgemacht. Vorher seien sie nicht zu Hause. Und das kommt dem Märku gerade recht.
Bereits um 17:30 Uhr lädt Märku den Rex in sein Auto und fährt zum Haus vom Werner. Dort lädt er die Sachen vom Rex wie Schlafkissen, Decken, Futter und Näpfe sowie Spielzeuge aus dem Auto, und stellt alles neben der Eingangstüre hin. Die Dokumente, die er von Frau Krummenacher erhalten hat, befinden sich alle in einem grossen gelben Couvert. Auf dieses Couvert schreibt er nun mit Filzstift: „Armer Schlucker sucht Unterkunft!‟ und klebt es mit Klebeband an die Haustüre.
Da noch etwas Zeit ist, geht er nun zum Rex, und spielt noch ein wenig mit ihm. Jetzt spürt Märku plötzlich, wie lieb er diesen Hund bekommen hat. Er denkt an die Zeit zurück, während der er für den Rex zuständig war. Es gab viele schöne und lustige Momente. Und immer konnte er sich auf den Rex verlassen. Doch jetzt ist der Moment gekommen, wo sich die beiden trennen müssen. Märku löst die Leine von der Befestigungsöse und hebt den Rex aus dem Auto. Zusammen gehen sie zur Eingangstüre und Märku bindet den Rex an einem Pfosten neben der Eingangstüre an. Rex ahnt wohl, was nun geschehen wird, und schaut den Märku traurig an. Märku geht in die Knie, umarmt Rex und sagt: „Hey, mach’s mir doch nicht so schwer. Hier wirst Du es schön haben. Glaub mir das!‟ Er steht auf, gibt dem Rex noch eine Handvoll Goodely. Auf dem Weg zum Auto wischt er sich die Tränen aus den Augen und dem Gesicht. Steigt in’s Auto und fährt davon.
Weit kommt er nicht. Denn schon kommt ihm der Werner im Auto entgegen. Sie halten kurz an, und Märku meint nur: „Ich gehe noch schnell Tanken, und komme dann wieder! OK?‟ und fährt weiter. Nach etwa einer halben Stunde fährt er wieder vor das Haus von Werner, geht zu Haustüre und klingelt. Vorsichtig öffnet sich die Türe, und der Kopf von Judith erscheint. Sie sagt barsch: „Du bist das, komm rein!‟ Märku tritt in das Haus, und schon wird er vom Rex freudig begrüsst.
Werner zitiert Märku ins Wohnzimmer und fragt: „Was soll das da, mit dem Rex?‟. Märku holt tief Luft, und fragt dann, wo das gelbe Couvert sei. Werner gibt ihm das Couvert. Märku holt nun die Schriftstücke aus dem Couvert und zeigt sie dem Werner. Auch erzählt er ihm die ganze Geschichte mit dem neuen Sicherheitssystem auf der Arbeit. Und dabei ist der Rex nun das Opfer, also ein Obdachloser, geworden. Und er, Märku, habe gedacht, dass es dem Rex nirgends besser gehe als hier bei Dir, Werner. Märku fügt noch an: „Wenn Du den Rex behalten willst, bleibt er da. Andernfalls kommt er wieder mit mir nach Hause. Und da bleibt er dann. Verstanden?‟
Werner schaut zuerst Judith an, danach den Rex und meint dann: „Nein, Nein, jetzt wo ich den Rex wieder habe, gebe ich ihn nicht mehr weg. Ich musste mich einmal von ihm trennen, und das habe ich fast nicht überlebt. Das mache ich nicht mehr mit. Sicher nicht!‟ Märku schaut den Rex an und sagt: „So Junge. Frohe Weihnachten und sei lieb zu den beiden, gell!‟ und als ob er es verstanden hat, springt Rex den Märku an und leckt sein Gesicht.
Bei einer Flasche Weisswein muss Märku dann noch erzählen, wie er Frau Krummenacher überzeugen konnte, dass sie ihm den Rex anvertraute. Ja, vor lauter Tratschen hätte Märku beinahe seine Nora vergessen. Also, schnell nach Hause, denn da wartet eine andere liebe Fellnase.